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und auch den Grafen O'Rourke von diesem furchtbaren Druï befreiten. Bei seiner Uebersiedlung nach Minjf hatte er seine ganze Habe, feine Bücher, Dokumente usw. in Petersburg zurückgelassen, da er dorthin bald zurückzukehren hoffte. Die Bolschewistenherrschaft und seine Berufung auf den Bischofssik von Riga verhinderten ihn daran, und bis zur Stunde hat er von all diesen Sachen noch nichts wieder erlangt und auch keine sichere Nachrichten über sie erhalten fönnen. Ob wohl etwas von ihnen erhalten sein wird?
Jn Minjf arbeitete Graf O'Rourke nach dem deutschen Einmarsch im Einvernehmen mit den deutschen Behörden und wurde auch in deren Einvernchemen durch pästliche Bulle vom 29. September 1918 zum Bischof der wiedererrichteten Diözese Riga ernannt und erhielt die Bischofsweihe am 17. Dezember 1918 in Wilna. Doch da in einer Diözejë noch die Bolschewisten herrichten, dauerte es noch fast ein volles Jahr (bis zum 10. August 1919), bis er seinen Einzug in Riga halten konnte. Jn Riga war man von seiner Ernenung zum Bischof nicht Tehr freudig berührt, denn man wünschte sich keinen Fremden, sondern einen Einheimischen, einen letten. Seine Ernennung wurde mit Unzufriedenheit aufgenommen, und zwar vornehmlich beim Klerus, weniger beim Volf. Dicie Meibstimmung wurde zwar gemildert durch einige Artikel in der litauischen Presse, in denen betont wurde, daß Bischof Graf O'Rourke immer für das baltische Volk eingetreten sei und daß er niemals ein Hindernis für ihre nationalen Bestrebungen sein werde 15). Nichtsdestoweniger hatten verschiedene Organisationen nationalistischer Letten, als der neuernannte Bischof seinen Einzug anjefündigt hatte, die Regierung gebeten, ihn am Ueberschreiten der Grenze hindern zu dürfen. Die Regierung hatte weder die Mittel noch wohl auf die Absicht, dies zu tun, zumal die Grenzen noch in den Händen der Deutschen waren, mit deren Einverständnis er ernannt worden war.
Der Bischof zog ein und suchte kurzerhand die eben berührten Hindernisse und Schwierigkeiten dadurch zu beseitigen, daß er sowohl dem Klerus wie auch der Regierung erklärte, daß er es für die Kirche in Lettland und angesichts der Tatsache, das er die lettische Sprache nur sehr schwach beherrsche, am besten und zuträglichsten erachte, wenn ein Lette Bischof von Riga werde. Er sei nicht willens, etwa hartnäckig diesen Plak zu behaupten, auf dem er seine Pflichten als Hirt zum Wohl der Kirche und der Seelen nicht erfüllen fönne, daß er vielmehr seinen ganzen Einfluß dafür einseken werde, daß ein Bischof lettischer Nationalität ernannt werde. Seine Aufgabe sei vor allem einmal, die Diözese einzurichten. Dies Vorgehen war überaus weise und hat gerade für die katholische Kirche in Lettland die besten Folgen gezeitigt und zu ihrer Sonstituierung und materiellen Sicherstellung sehr wesentlich beigetragen. Dadurch hatte sich Bischof O'Rourke aber auch die Liebe und das Vertrauen des ihm zunächst ablehnend gegenüberstehenden Klerus, des ganzen Volkes und auch der Regierung erworben, und alle die zahlreichen erfolgreichen
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15) Lieturos Aidas Nr. 161 vom 20. Dezember 1919.
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